Die Siedlungsgenossenschaft Augsburg-Firnhaberau eG besteht seit 1920. In den 100 Jahren widmet sich diese Gemeinschaft einem Ziel: Gemeinsam bezahlbaren Wohnraum schaffen. Einer für alle – alle für Einen: Durch Neubau, laufende Instandhaltung und Modernisierung der Wohnungen kann die Siedlungsgenossenschaft ihren Mitgliedern bis heute ein gutes und sicheres Wohnen bei angemessenen Mieten bieten. Ein Prinzip, das funktioniert und Vorbild für viele städtebauliche Projekte in ganz Deutschland ist.
Wir, die Siedlungsgenossenschaft sind uns sicher: „gutes, sicheres und sozial verantwortbares Wohnen“ (§2 Nr. 1 der Satzung) wird weiterhin notwendig sein. Das eigene Schicksal selber, und mit Gleichgesinnten, in die Hand nehmen, wird weiterhin funktionieren. Sich selbst zu helfen, macht auch selbstbewusst. Gemeinsam ist man stark. Gerade der Genossenschaftsgedanke erlebt in diesen Zeiten der spekulativen Wohnungsmärkte eine Renaissance. Deshalb wollen wir auch in Zukunft den Selbsthilfe- und Genossenschaftsgedanken bei der Vergabe unserer Wohnungen berücksichtigen.
Wir haben in den vergangenen Jahren viel in unsere Bestände investiert. Daher werden wir uns in den nächsten Jahren verstärkt um die Neuschaffung von bezahlbarem Wohnraum kümmern. Die Faktoren Erschwinglichkeit, Klimafreundlichkeit und ökologische Einbettung in die Umgebung standen und stehen dabei an oberster Stelle. Schon bei der Gründung der Genossenschaft wurden die großen Gärten der Siedlerhäuser zur Selbstversorgung genutzt. Heute wird diese Verbundenheit durch die Kleingärten in den Wohnanlagen sowie der gemeinsamen Bewirtschaftung der Streuobstwiese mit dem ansässigen Gartenbau- und Kleintierzuchtverein deutlich. Mit und aus der Natur leben war immer ein Grundsatz unseres Handelns.
Wir hoffen das Beste getan zu haben, im Geist unserer Gründer und im Rahmen unseres genossenschaftlichen Förderauftrages. Auch in Zukunft wollen wir gemäß unserer Satzung, den jetzigen und zukünftigen Mitgliedern unserer Genossenschaft, eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung gewährleisten. Wir werden weiterbauen im Sinne eines friedvollen Miteinanders. Auch, um den nächsten Generationen das Erbgut weiterzugeben, das uns einst von den Gründern in die Hände gelegt wurde.
Eine eingetragene Genossenschaft (eG) besteht aus drei Organen: Vorstand, Aufsichtsrat und Mitgliederversammlung.
Rainer Beyer (geschäftsführender Vorstand), Gerda Wager, Sandra Willadt, Benita Hrastovic
Aufsichtsratsvorsitzender: Kurt Forner
Aufsichtsratsmitglieder: Christoph Leberle (stv. AR-Vorsitzender), Erwin Gerblinger, Marlene Isemann, Heiko Nöll, Konrad Rebholz, Tobias Seidl, Peter Volkert, Claudia Wiedemann
Die Mitgliederversammlung findet einmal jährlich statt.
Bei der Mitgliederversammlung handelt es sich um die jährliche Versammlung aller Mitglieder der Siedlungsgenossenschaft. Hier üben die Mitglieder ihre Rechte in den Angelegenheiten der Genossenschaft aus.
Dies sind insbesondere:
Die Einladung erfolgt über die Augsburger Allgemeine Zeitung sowie über die Homepage auf Aktuelles.
Um eine Wohnung der Siedlungsgenossenschaft zu beziehen muss man Mitglied werden.
Das bedeutet: es müssen Geschäftsanteile der Siedlungsgenossenschaft Augsburg-Firnhaberau eG erworben werden.
Ein Geschäftsanteil kostet 160,- €. Außerdem ist bei der Aufnahme ein Eintrittsgeld von 30,- € zu zahlen.
Die Genossen waren nicht mit Reichtümern gesegnet, besaßen außer Pickel, Schaufel und zwei kräftigen Armen nichts als einen unstillbaren Tatendrang, der allen Hindernissen trotzte. Zuerst wurden die Wegeflächen und jene Grundstücke, die der Gemeinschaft dienen sollten, gerodet. Nach Verlosung der Siedlerstellen bearbeitete jeder sein eigenes Grundstück.
Am zentralen Platz, der heute den Namen des Jagdpatrons Hubertus trägt, entstand am 6. Februar 1921 eine Holzbaracke mit Schreibstube und Baukantine, in der Kampfsitzungen mit festlichen Stunden und trinkfesten Gelagen wechselten. Von der Schreibstube aus wurde der Arbeitseinsatz koordiniert, die vorgeschriebenen Selbsthilfestunden verbucht, die Materialbeschaffung getätigt und mit der Siedlerglocke vom behelfsmäßigen „Glockenturm“ Arbeitsbeginn, Brotzeit und Feierabend verkündet. Bereits am 13. März 1921 erfolgte der erste Spatenstich zum Haus Siedlerweg 7. Am 15. Mai konnte mit einem feierlichen Hebauf das erste Siedlerfest begangen und am 1. Juli das fertige Heim bezogen werden. Am Ende des ersten Baujahres waren 22 Eigenheime am oberen Siedlerweg (Nr. 7 – 41) und am Fasanenweg (Nr. 1 – 7) in Selbsthilfe fertig gestellt.
In rascher Folge wuchsen die Wohnbauten am Staudenweg, am mittleren und unteren Siedlerweg, am Jagdweg und Im Feierabend. 1924 entstand am Hubertusplatz das Geschäftsgebäude mit Feuerwehrhaus, Kolonialwarengeschäft, Metzgerei, Frisörsalon, Bäckerei und 15 Wohnungen. Die Gaststätte mit dem Saalbau und 8 Wohnungen rundeten 1928 die Baumaßnahme Hubertushof ab.
Durch die Einführung des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes wurde die Genossenschaft am 23.12.1932 als gemeinnütziges Wohnungsunternehmen durch den Stadtrat der Stadt Augsburg anerkannt.
Es wurde nun mit Eigenleistung an den Straßenzügen Im Neuland, am Hammerschmiedweg und der westlichen Schillstraße gebaut. Am Hubertusplatz entstand ein weiterer Wohnblock, das heutige Verwaltungsgebäude (Nr. 11), mit vier Wohnungen und einem Anbau mit zwei Wohnungen und einem Kindergarten. 1939 wurde der letzte Wohnblock mit 19 Wohnungen und einem Milchladen, am Hubertusplatz (Nr. 10 – 10 c), gebaut.
Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges, der dem Tatendrang der Siedler gewaltsam Einhalt gebot, waren 218 Eigenheime und 48 Genossenschaftswohnungen mit 8 Gewerbebetrieben erstellt.
Am 28. Januar 1942 gelang es der Siedlungsgenossenschaft das gesamte Erbbaugelände von der Stadt Augsburg käuflich zu erwerben, wofür den Beteiligten erneut Dank und Anerkennung ausgesprochen sei. Mit diesem Kauf waren die Voraussetzungen geschaffen, die Eigenheime an die Siedler 1944 übereignen zu können.
Nach Ende des Krieges, der auch seine Spuren in der Siedlungsgenossenschaft Firnhaberau hinterließ, waren es wiederum Wohnungsnot und wirtschaftliche Notstände, die weitere Aktivitäten veranlassten.
So wurde im südlichen Teil der Siedlung neues Baugelände erworben und erschlossen. Der Bautyp des Siedlerhauses wurde den Erfordernissen der Wohnungsbaugesetze angepasst und so entstanden ab 1949 bis 1957 – unter Beibehaltung der Selbsthilfeleistungen – an der östlichen Schillstraße, Am Grünland und am südlichen Hammerschmiedweg 158 Wohneinheiten in 81 Eigenheimen. Im Jahr 1954 wurde am Hubertusplatz 11 der Kindergarten erweitert. Ab 1949 konnten die Siedlerhäuser schrittweise an das Wassernetz der Stadt Augsburg angeschlossen werden. Die Entwicklung am Grundstücksmarkt schaltete weitere Eigentumsmaßnahmen vorerst aus.
Die Siedlungsgenossenschaft befasste sich ab 1957 verstärkt mit dem Bau von Genossenschaftswohnungen, die auf eigenen Grundstücken errichtet wurden. Fertig gestellt wurden die Baumaßnahmen 8 bis 17. Die erstellten Wohnungen, insgesamt 30 Häuser mit 254 Genossenschaftswohnungen und 44 Garagen sind das Ergebnis einer enorm aktiven, in die Zukunft schauenden Tätigkeit.
Ab 1957 gab die Genehmigungsbehörde der Stadt Augsburg die rückwärtigen, an die sogenannten Karrenwege angrenzenden, Gartengrundstücke zur Bebauung frei. Diese Maßnahme sollte den Siedlerkindern günstiges Bauland verschaffen. Dabei waren Eigentumseingriffe ebenso wenig gewollt wie spekulative Erscheinungen. Die Genossenschaft überließ diese Entwicklung dem Ermessen der Siedler und machte lediglich die Pfandfreistellung der Teilgrundstücke abhängig vom Erwerb der Mitgliedschaft.
Schwierigkeiten sind da, um bewältigt zu werden. Nach diesem Motto handelte die Genossenschaft, um der immer dringenderen Nachfrage nach Wohnungen nachzukommen.
Nachdem in einem Umlegungsverfahren die letzten baureifen Grundstücke am Siedler-/Hermelin-/Marderweg bebaut waren, mussten für die weiteren Bauvorhaben Grundstücke erworben werden. Steigende Grundstückspreise und Baukosten ließen selbst die Bewilligungsmieten im Sozialen Wohnungsbau explodieren. In dieser Situation besann sich die Genossenschaft auf ihre Pioniere: Hilf Dir selbst! – Selbsthilfe!
Es entstanden in der Schönbachstraße erstmals Genossenschaftswohnungen mit Mieterselbsthilfe. Die Mieter bauten ihre Wohnungen selber aus, die Leistung wurde als Darlehen gutgeschrieben und senkt somit die Miete. Mit der Mieterselbsthilfe wurden – wie in den Gründerjahren – erstmals wieder sog. „Mietergärten“ angelegt, zum Teil als Terrassengärten oder auch in den Grünanlagen eingefügte Einzelgärten.
Die rege Nachfrage überzeugte die Genossenschaft und die Bewilligungsstelle für öffentliche Mittel. So konnten von den in den Jahren 1978 – 1995 fertig gestellten 435 Genossenschaftswohnungen ein Großteil in „Mieterselbsthilfe“ erstellt werden. Insgesamt konnten durch die Eigenleistungen 694.181,00 DM „Muskelkapital“ erwirtschaftet werden. Dies entsprach ca. 4 % der gesamten Investitionssumme.
Ebenfalls in der Zeit der großen Wohnungsnot entstanden 31 Reihenhäuser, zwar nicht in „Gruppenselbsthilfe“ – wie zu Gründerzeiten – aber doch mit sehr viel Eigenleistung der Erwerber. Mit Wegfall des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes (1990) wurde die Genossenschaft mit einer neuen Situation konfrontiert. Der nunmehr lt. Gesetz als „Vermietungsgenossenschaft“ steuerbefreit bleibenden Genossenschaft ist eine weitere Bautätigkeit im Eigentumssektor verwehrt. Die Genossenschaft sieht ihre Aufgabe jedoch im Miet- wie im Eigentumsbereich. Aufgrund dieser neuen rechtlichen Situation, wurde im Jahre 1993 das Tochterunternehmen, die WBF Wohnbau Firnhaberau GmbH, gegründet.
Das Tochterunternehmen hat diese Aufgabe übernommen und erfolgreich durchgeführt. Seither wurden 10 Reihenhäuser und 3 Doppelhaushälften im Baugebiet Sonnenbachweg erstellt. Im Rahmen von Baubetreuungen wurden 162 Eigentumswohnungen und 5 Gewerbeeinheiten erstellt. Bei einer Gruppenselbsthilfe konnte in Zusammenarbeit mit der Stadt Augsburg im Stadtteil Bärenkeller 16 DHH für Familien mit geringem Einkommen erstellt werden.
Dieser Zeitraum von 25 Jahren ist gekennzeichnet durch eine sehr unterschiedliche Entwicklung auf den Wohnungsmärkten. Infolge der Wiedervereinigung und den Zuzügen aus Osteuropa war in den 1990er Jahren eine hohe Nachfrage nach Wohnungen festzustellen. Am Ende dieses Jahrzehntes trat zunächst eine Entspannung auf den Wohnungsmärkten ein.
Ab ca. 2012 nahm die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt wieder zu und hat seitdem nicht mehr nachgelassen. In 4 größeren Neubaumaßnahmen konnte der Gebäudebestand der Siedlungsgenossenschaft Firnhaberau um 149 Wohnungen und 5 Gewerbeeinheiten erweitert werden.
Die SGF engagierte sich bei der Umwandlung von Konversionsflächen (US-Wohnblöcke) in dem sie 2 Gebäude in der Tylerstraße erwarb und 54 Wohneinheiten im sozialen Wohnungsbau sanierte und dem Wohnungsmarkt zur Verfügung stellte. Mit dem Bauvorhaben in der Von-Ysenburg-Straße wurde 2002/03 wertvoller Wohnraum mit familienfreundlichen sowie behindertengerechte Wohnungen erschaffen. Durch den Bau in der Schillstraße 208 wurde der Bedarf an senioren- und behindertengerechten Wohnungen um 18 Wohneinheiten erweitert. Hier wurden eine Tagespflege und ein Gemeinschaftsraum errichtet, in dem der Mehrgenerationentreff (MGT) Firnhaberau/Hammerschmiede ansässig ist.
Die Siedlungsgenossenschaft widmet sich auch dem Erhalt des immer älter werdenden Wohnungsbestandes. Neben energetischen Sanierungen standen auch Gesamtsanierungen auf dem Plan, um die Gebäude dem heutigen Stand der Technik anzupassen.